News – 2013

Polzicaris sahelalmae Polzicaris sahelalmae

 

30. September 2013:

 

Unsere neueste Publikation über mesozoische Krebslarven ist jetzt als elektronische Vorabversion verfügbar:

 

Haug, J. T., Audo, D., Charbonnier, S. & Haug, C. online first. Diversity of developmental patterns in achelate lobsters—today and in the Mesozoic. Development Genes & Evolution.

 

Wir stellen Ergebnisse unserer Nachuntersuchungen eines 90 Millionen Jahre alten Krebses aus den Plattenkalken des Libanon vor. Das Fossil wurde ursprünglich als polchelider Krebs identifiziert. Wir haben bereits in früheren Arbeiten darauf hingewiesen, dass es wahrscheinlich eher ein achelater Krebs sein dürfte (Haug et al. 2009; Haug et al. 2011). Unsere Untersuchungen untermauern dies, zeigen jedoch weiterhin, dass es sich um ein besonderes Entwicklungsstadium eines achelaten Krebses handelt, der jetzt Polzicaris sahelalmae heißt (zu Ehren von Hermann Polz).

 

Der fossile Krebs zeigt eine Mischung von Larval- und Juvenilmerkmalen. Solch eine Mischform ist bei moderen achelaten Krebsen (Langusten und Bärenkrebsen) unbekannt, wurde aber kürzlich von uns an einem jurassischen Krebs aus den Plattenkalken in der Nähe von Solnhofen beschrieben (Haug & Haug 2013). Dabei ist interessant, dass die Kombination von Merkmalen sich in beiden Fällen unterscheidet. Ein kurze Literaturrecherche erbrachte weitere Fälle, sowohl aus den libanesischen als auch den Solnhofener Plattenkalken, die Stadien mit einer Mischung aus Larven- und Juvenilmerkmalen darstellen, ohne dass diese als solche wahrgenommen wurden. Alle diese Larven unterscheiden sich aber in der Mischung der Merkmale. Es gab somit im Mesozoikum eine Vielzahl verschiedener Larvenformen innerhalb der achelaten Krebse, während die modernem Vertreter eine deutlich geringere Formendiversität (Disparität) zeigen. Der Artikel ist hier verfügbar.

 

Außerdem wurden vor kurzem zwei weitere Publikationen zur evolutionären Paläo-Entwicklungsbiologie mit unserer Beteiligung veröffentlicht. Die erste ist:

 

Urdy, S., Wilson, L. A. B., Haug, J. T. & Sánchez-Villagra, M. R. 2013. On the unique perspective of paleontology in the study of developmental evolution and biases. Biological Theory 8, 293–311.


Diese Publikation setzt sich mit theoretischen Aspekten der evolutionären Paläo-Entwicklungsbiologie auseinander, wobei Beispiele aus verschiedenen Tiergruppen angesprochen werden. Der Artikel ist hier verfügbar. Die zweite Publikation ist:

 

Haug, J. T., Caron, J.-B. & Haug, C. 2013. Demecology in the Cambrian: synchronized molting in arthropods from the Burgess Shale. BMC Biology 11, art. 64.

 

In diesem Artikel beschreiben wir die ungewöhnlichen Funde zweier Arthropodenarten aus den berühmten kambrischen Burgess-Schiefern. Diese beiden Arten waren offensichtlich in der Lage ihre Häutungszeitpunkte innerhalb der Population zu synchronisieren. Wir diskutieren mögliche Interpretationen dieser Funde. Der Artikel ist frei verfügbar und kann hier heruntergeladen werden.

Lithobiiden-Nymphe in baltischem Bernstein Lithobiiden-Nymphe in baltischem Bernstein (mit freundlicher Genehmigung der GfBS)

 

08. März 2013:

 

Unser neuer Artikel wurde gerade online veröffentlicht:



Haug, J. T., Müller, C. H. G. & Sombke, A. online first. A centipede nymph in Baltic amber and a new approach to document amber fossils. Organisms Diversity & Evolution.

 

In diesem Artikel beschreiben wir eine Nymphe eines lithobiiden Hundertfüßers (auch Steinläufer genannt) in einem Stück baltischen Bernsteins. Wir konnten das Fossil als Nymphenstadium identifizieren, da es weniger Elemente der Antennen (besser: Antennulen oder erste Antennen) aufweist als ausgewachsene Vertreter und auch weniger Körpersegmente besitzt als diese. Wahrscheinlich handelt es sich um ein viertes Postembryonal-Stadium. Leider kann das Fossil keiner genauen Art zugeordnet werden. Dies hat zwei Ursachen. Zum einen ist es bereits bei heute lebenden Arthropoden schwierig subadulte Stadien bestimmten Arten zuzuordnen, umso mehr bei fossilen. Weiterhin bedarf die Taxonomie von lithobiiden Hundertfüßern in Bernstein einer Überarbeitung.

Zusätzlich präsentieren wir eine neue Methode Bernsteinfossilien zu dokumentieren (wie bereits im Titel angedeutet). Hierzu haben wir ein gewöhnliches Durchlichtmikroskop verwendet, allerdings ohne die interne Lichtquelle für die Beleuchtung zu nutzen; stattdessen verwendeten wir externe Kaltlichtquellen. Um keine Reflexionen zu erzeugen, befestigten wir Polarisationsfilter an den Lichtquellen und richteten deren Polarisationsebene rechtwinklig zu derjenigen des im Mikroskop verbauten Polarisationsfilters aus. Auf diese Weise konnten wir Bilder unter polarisiertem Licht aufnehmen. Außerdem haben wir Bildstapel statt einzelnen Bildern aufgenommen um die dreidimensionale Information des Stücks zu dokumentieren. Aus diesen Stapeln berechneten wir Stereobilder. Wir hoffen, dass diese Methode weiträumig an Bernsteinfossilien Anwendung finden wird, da man so auch kleinste Strukturen abbilden kann. Unser Artikel ist hier erschienen.

Ungewöhnliche Larve eines achelaten Krebses Ungewöhnliche Larve eines achelaten Krebses

 

21. Januar 2013:

 

Unser neuer Artikel über Krebse aus Solnhofen wurde kürzlich im Bulletin of Geosciences veröffentlicht:



Haug, J. T. & Haug, C. 2013. An unusual fossil larva, the ontogeny of achelatan lobsters, and the evolution of metamorphosis. Bulletin of Geosciences 88, 195–206.

 

Darin beschreiben wir zwei außergewöhnlich erhaltene Fossilien aus den Solnhofener Plattenkalken, die uns von Hermann Polz überlassen wurden (Vielen Dank dafür!). Die beiden Fossilien gehören wohl zur selben Art eines Zehnfußkrebses. Fünf Paar massiver Beine, bestehend aus sechs Elementen mit einem einfachen distalen Finger – keine Schere – deuten auf die Zugehörigkeit zu den achelaten Zehnfußkrebsen hin.

 

Achelate Zehnfußkrebse (vor allem Langusten und Bärenkrebse) haben eine hochspezialisierte Larvenform, das Phyllosoma. Diese riesigen, aber fragil erscheinenden Wesen besitzen langgestreckte schlanke Beine (derartige Larven wurden zu Tausenden auch in den Solnhofener Plattenkalken gefunden, und in einer Reihe von Publikationen von Hermann Polz bearbeitet). Die Metamorphose (schnelle und drastische Verwandlung während der Entwicklung) von dieser hoch spezialisierten Larve in das erste nachlarvale Stadium gilt als die drastischste Metamorphose unter den Krebsen.

 

Interessant ist nun an den beiden von uns vorgestellten Fossilien, dass das kleinere der beiden Außenäste (Exopoditen) an den massiven Beinen trägt. Dies (und weitere Merkmale) weisen klar darauf hin, dass es sich bei den beiden Stücken um Larven handelt. Die massiven Beine sind jedoch bei modernen achelaten Zehnfußkrebsen nur bei nachlarvalen Formen zu finden. Damit zeigen unsere Stücke eine Mischung von larvalen und nachlarvalen Merkmalen.

 

Dies deutet daraufhin, dass ein jurassischer Vertreter der Achelata sich in einer weniger metamorphen Weise entwickelte als moderne Vertreter. Daher diskutieren wir mögliche Szenarien für die Evolution von Metamorphose, auch mit einigen Beispielen aus anderen Gruppen, etwa Fangschreckenkrebse und Insekten.

 

Wir hoffen, dass der Aspekt, wie wir aus Fossilien etwas über die Evolution von Metamorphose lernen können, auf Interesse stößt. Außerdem hoffen wir, dass wir damit weitere Diskussionen anstoßen. Der Artikel ist frei verfügbar und hier zu finden.

 

Ältere Nachrichten befinden sich hier:

 

News – 2011/12